· 

Zwischenfruchtanbau im Winter

Die Ackerflächen haben nun ihre Farbe von grün zu braun gewechselt. Das liegt daran, dass wir in den vergangenen Tagen die Zwischenfrucht umgebrochen haben. Was man unter Zwischenfrucht versteht und was unsere Bodenbearbeitung vor dem Winter bewirkt, erklären wir im heutigen Blogbeitrag. 

Was ist die sogenannte Zwischenfrucht?

Die Zwischenfrucht ist eine Mischung aus Pflanzen, die zwischen zwei Hauptfrüchten wächst. Es handelt sich hierbei um schnell wachsende Pflanzen, die nicht zum Verkauf bestimmt sind. Der Wert der Zwischenfrucht liegt darin, die Nährstoffe zu fixieren und die Bodenqualität zu verbessern.

Nach der Ernte der Hauptfrucht, beispielsweise nach Kartoffeln, wird von August bis September eine Zwischenfruchtmischung ausgesät. Diese wächst bis in den späten Herbst oder über den Winter und wird dann in den Boden eingearbeitet, bevor im Frühjahr die Folgekultur gesät oder gepflanzt wird.

Eine klassische Zwischenfrucht ist der Gelbsenf. Er eignet sich besonders, weil er rasch Grünmasse bildet und mit keiner unserer Hauptfrüchte verwandt ist.

Was bewirkt die Zwischenfrucht?

Im Englischen heißt die Zwischenfrucht “catch crop”, was die Wirkung sehr gut erklärt: Die Nährstoffe, die nach der Ernte der Hauptfrucht auf der Fläche verbleiben, werden von den Wurzeln der Zwischenfruchtpflanzen aufgenommen und in Form von Biomasse erhalten. 

Das Ziel ist die Ernährung der nächsten Hauptfrucht in der kommenden Saison. Dazu müssen die Nährstoffe im Boden gehalten und daran gehindert werden, durch Auswaschung (Niederschlag) in tiefere Bodenschichten verlagert zu werden. Die Nährstoffe sollen gut durch den Winter gebracht werden, sodass sie für die Kulturpflanze in der Anbauphase im kommenden Frühjahr verfügbar sind und ihr ein gesundes Wachstum ermöglichen. 

Durch das gebildete Wurzelwerk lockert die Zwischenfrucht zudem den Boden auf und sorgt für eine Verbesserung der Bodenstruktur und der Wasserhaltefähigkeit.

Umbrechen der Winterzwischenfrucht

Die Zwischenfrucht wird in Form einer Bodenbearbeitung umgebrochen, also mit dem Ackerboden vermengt. Eingearbeitete Biomasse der Zwischenfrucht wird vom Bodenleben umgesetzt. Es erfolgt eine Mineralisierung der Nährstoffe und Humusbildung durch die Bodenlebewesen.

 

Die Umsetzung geschieht je nach Bodentemperatur: je höher die Temperatur, desto aktiver das Bodenleben und desto schneller die Umsetzung von Biomasse in Nährstoffe und Humus. Bei niedrigen Temperaturen ist das Bodenleben kaum aktiv und die Umsetzung des organischen Materials aus dem Zwischenfruchtumbruch geschieht langsamer. Über den Winter gibt es deshalb die Möglichkeit, die Nährstoffe in Form von Pflanzenfasern großteils zu konservieren.

Bei uns steht die Zwischenfrucht nicht über das gesamte Winterhalbjahr. Sie wächst bis in den November oder sogar Dezember und wird dann umgebrochen. Es erfolgt eine Bodenbearbeitung mit dem Pflug. Ab diesem Zeitpunkt steht der Boden unbedeckt bis zur Aussaat der Folgekultur im kommenden Frühjahr.

Auf den bei uns vorherrschenden, schweren Ackerböden, mit hauptsächlich lehmigen und tonigen Bestandteilen, ist das Umbrechen der Zwischenfrucht vor dem Winter unerlässlich. Eine Bodenbearbeitung im Frühjahr wäre alles andere als bodenschonend. Unsere Böden sind nach dem Winter wassergesättigt, sodass eine Überfahrt mit schwerem Gerät wie dem Pflug oder Grubber schädigende Bodenverdichtung verursachen würde.

Der späte Zeitpunkt für den Umbruch im November und Dezember bedeutet möglichst viel Pflanzenaufwuchs, da die Vegetationszeit so gut wie möglich ausgenutzt wird. So entsteht möglichst viel Grünmasse.

Bodenbearbeitung mit dem Pflug

Die Bodenbearbeitung mit dem Pflug wird häufig kritisch gesehen. Bei der Pflugbearbeitung wird der Ackerboden mit den etwa 30 cm tiefen Scharen unterfahren und einmal auf den Kopf gedreht. Deshalb nennt man dieses Verfahren auch wendende Bodenbearbeitung. Unter den verschiedenen Bodenbearbeitungsverfahren in der Landwirtschaft ist Pflügen das intensivste, etwa im Vergleich zum Grubbern.

 

Folgen des Pflügens

Die bestehende Bodenstruktur wird gestört und die Erde verbleibt nach der Bearbeitung unbedeckt. Das hat auch negative Auswirkungen auf die Bodenlebewesen.

Die Fläche ist anfällig für Erosion und Bodennährstoffe können leichter ausgewaschen werden. Es besteht die Gefahr einer Verlagerung von Nährstoffen in tiefere Bodenschichten durch Niederschläge, sodass diese nicht mehr durch die Pflanzenwurzeln der folgenden Hauptkultur aufgenommen werden können.

Statt dem Pflügen gibt es alternative Verfahren mit weniger tiefgreifenden Bodenbearbeitungsgeräten. Die Zwischenfrucht bleibt dann optimaleres bis ins Frühjahr stehen. Es gibt auch die Möglichkeit komplett auf eine Bodenbearbeitung zu verzichten und direkt zu säen. Auf leichteren Böden sind solche Verfahren eine bodenschonende Alternative!

Warum wir dennoch Pflügen

Mit dem Pflügen wird in Hinblick auf unerwünschte Beikräuter ‘reiner Tisch’ gemacht. Unkräuter und Ungräser werden verschüttet und können sich über den Winter nicht weiterentwickeln. Gerade für die Aussaat von Gemüse im folgenden Frühjahr ist eine möglichst unkrautfreie Fläche Voraussetzung für den erfolgreichen Anbau. Im Ökolandbau spielt das Vorbeugen von Beikraut eine besonders große Rolle, da bekanntlich keine Spritzmittel verwendet werden.

Zudem sparen wir Treibstoff und Arbeitszeit, da nur ein intensiver Eingriff stattfindet. Zum Vergleich: mit nicht wendender Bodenbearbeitung (Grubber) benötigten wir für das gleiche Ergebnis gegen die Beikrautregulierung mehrere Überfahrten mit dem Traktor. Unser intensiver Humusaufbau bewirkt ein intaktes und relativ widerstandsfähiges Bodenleben. Nach wendender Bodenbearbeitung mit dem Pflug gehen wir davon aus, dass die Bodenlebewesen regenerationsfähig sind.

Wie uns der Frost im Moment in die Karten spielt

Aufkommender Frost bringt mit den Minusgraden beste Bedingungen für einen lockeren Boden im kommenden Frühjahr. Nach dem Pflügen kann Frost in den Boden eindringen und Verdichtungen im Boden durch das Auffrieren der wässrigen Bestandteile “sprengen”. Das Ergebnis ist ein lockerer Boden. Bei den sonst so milden Wintern freuen wir uns über die gerade herrschenden tiefen Temperaturen. 

Einen positiven Nebeneffekt hat es auch noch: die nach der Ernte auf dem Feld zurückgelassenen Kartoffeln erfrieren, welche ansonsten im kommenden Jahr austreiben und dann als Unkraut Ärger machen würden.