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Ausbildung bei den Remlinger Rüben - Azubi Lennart erzählt von seinen Erfahrungen

Die Ausbildung junger motivierter Leute ist uns ein sehr großes Anliegen. Wir möchten Nachwuchskräfte für den Biolandbau fördern und geben gerne unser Wissen weiter. Während der landwirtschaftlichen Ausbildung wird jedes Jahr der Betrieb gewechselt, sodass Auszubildende verschiedene Betriebszweige kennenlernen.

 

Im vergangenen Jahr hat Lennart sein drittes und damit letztes Ausbildungsjahr bei uns verbracht, um seine Ausbildung im Bereich der ökologischen Landwirtschaft zu absolvieren. Zum Abschluss seines letzten Arbeitstages haben wir ihm ein paar Fragen gestellt, wie es ihm bei uns auf dem Hof gefallen hat. 

Warum hast du dich für unseren Hof entschieden und wie bist du auf uns gekommen?

Mein ehemaliger Chef vom Bio Bördehof hat mir die Remlinger Rüben empfohlen. Auf die Empfehlung hin habe ich mir den Betrieb angeschaut. Thomas hat mir alles gezeigt und ich war wirklich beeindruckt von der Vielfältigkeit des Hofs. Von Anfang an hat die Chemie einfach gestimmt und ich wusste, dass ich hier viel lernen kann. Meine Familie hat ebenfalls einen Betrieb, bei dem Kartoffeln, Karotten und Zwiebeln angebaut werden, aber so eine große Verpackungslogistik direkt am Hof ist wirklich eine Seltenheit. 

Konntest du Vorkenntnisse aus den vergangenen Ausbildungsjahren einbringen? 

Durch meine ersten beiden Jahre hatte ich die Grundkenntnisse verinnerlicht. Trotzdem habe ich auch komplett neue Aspekte kennengelernt, wie zum Beispiel das Verlegen von Tropfschläuchen. Ich konnte also meine Vorkenntnisse gut einbringen, aber meinen Horizont auch erweitern. Thomas und mein Ausbilder Benedikt waren immer gewillt mir Neues beizubringen. Besonders wertvoll war es für mich, mehr über die schwierigen Anbauverhältnisse zu erfahren. Ich habe zum Beispiel gelernt mit wenig Wasser umzugehen. 

Wie können wir uns deinen Alltag vorstellen? Welche Aufgaben hast du übernommen?

Ich hatte immer sehr viel auf dem Acker zu tun. Hier habe ich alle Aufgaben mitbekommen, die über die Saison anfallen, von der Aussaat über die Pflege der Kulturen bis hin zur Ernte. Ich konnte viel über die Bodenbearbeitung und das Hacken lernen, was gerade für mich sehr interessant war, da ich ursprünglich aus dem Norden komme und dort die Anbaubedingungen ganz anders sind. 

 

Zwischen den Azubis werden kleine Spezialgebiete aufgeteilt, aber trotzdem hat jeder mal jede Aufgabe übernommen. Ich habe also viel kennengelernt und bin jetzt flexibel einsetzbar. Alltagstrott ist das Jahr über nie aufgekommen. Klar habe ich wiederkehrende Aufgaben übernommen, aber es war nicht jeder Tag wie der andere. 

 

Im Winter, wenn auf dem Feld nicht viel los war, hatte ich einen relativ geregelten Ablauf. Hier habe ich in der Halle mitgearbeitet wie zum Beispiel beim Sortieren der Möhren. Ansonsten bin ich viel mit dem Stapler gefahren, was mir immer viel Spaß gemacht hat. 

 

 

Was war deine größte Hürde im vergangenen Jahr? 

Ganz am Anfang war es ehrlich gesagt eine Umgewöhnung. Ich musste erstmal verstehen, dass es hier Hügel und Berge gibt. Zuhause ist alles flach und die Straßen sind gerade. Das Traktorfahren am Hang war ungewohnt, weil ich das zuvor noch nie musste. Die Sommer hier sind im Vergleich sehr heiß und trocken, wodurch ganz andere Anbaubedingungen herrschen. Bei mir Zuhause hatte es letzte Woche 20 Grad - hier in Remlingen 35. 

Dazu kamen zu Beginn noch ein paar Begrifflichkeiten, die ich einfach nicht verstanden habe. Thomas hat gleich am ersten Tag 18 Mal “heuer” gesagt. Ich dachte mir nur, mein Nachbar heißt Heuer, aber was hat das denn jetzt damit zu tun? Bis ich dann verstanden habe, dass es eine Kurzform für "dieses Jahr" ist.

Würdest du wieder hierher kommen? Wenn ja, warum? 

Ich würde definitiv nochmal herkommen, weil ich sehr viel gelernt habe. Auch als Azubi wird einem Verantwortung übertragen und kann Dinge selbständig angehen. Dazu lernt man mit Menschen umzugehen, weil hier immer viel los ist. Auch mit Leuten zu kommunizieren, die nicht so gut deutsch sprechen können, habe ich hier gelernt und nach kurzer Zeit war das überhaupt kein Hindernis mehr. 

 

Ich wurde hier sehr wertgeschätzt. Wir alle wissen, dass man als Azubi nicht die Welt verdient, dennoch hat man hier nie das Gefühl gehabt, eine “billige Arbeitskraft” zu sein. 

Dazu bin ich wirklich begeistert von den Essensmöglichkeiten hier beim Metzger. Mittags haben wir uns dort fast täglich unser Essen geholt und es gab immer wieder neue Gerichte. 

 

Nach Feierabend hat mich Thomas auch mal zum Essen eingeladen oder wir sind mit dem Fahrrad in den nächsten Biergarten gefahren.

Dein lustigster Moment hier auf dem Hof? 

Da erinnere ich mich gleich an mehrere Geschichten. Einmal war beim Wasserspeicherbecken für die Bewässerung die Teichfolie kaputt und um es zu reparieren, mussten wir zwei Tage mit dem Schlauchboot auf dem Wasser herumfahren. Auf andere Wege wären wir nicht rangekommen und hätten das Leck nicht flicken können. Wir waren ein großer Haufen Leute und es war ein einziges Chaos. Irgendwann konnte ich nicht mehr anders als mich totlachen. 

 

Im Winter hatten wir sehr viel Spaß in der Halle und haben uns untereinander kleinere Streiche gespielt. Wenn sich die Gelegenheit ergab, haben wir uns beim Stapler fahren gegenseitig mit Kisten eingemauert, sodass der andere nicht mehr weg konnte.

Einmal ist meinem Ausbilder das Handy in einen 15 Meter tiefen Schacht gefallen, in dem unten ca. fünf Meter Wasser standen. Ich habe Tropfschläuche zusammengewickelt und plötzlich kommt Benedikt total aufgeregt zu mir und erzählt, was passiert ist. Wir haben dann zwei Kescher aneinander gebunden und haben versucht, das Handy damit rauszufischen. Nach einer gefühlten Ewigkeit konnten wir es tatsächlich retten.

Heute heißt es erstmal Abschied nehmen. Mit welchem Gefühl verlässt du uns? 

Am meisten werde ich wohl die Leute hier vermissen. Dadurch, dass man sich jeden Tag gesehen hat, haben sich Freundschaften entwickelt und man hat jeden irgendwie in sein Herz geschlossen. Hier sind so viele unterschiedliche Charaktere und mit jedem hatte ich lustige und schöne Momente. Ich bin froh, mein drittes Lehrjahr hier verbracht zu haben.

Ansonsten werde ich wie gesagt das Essen vom Metzger vermissen und die Gegend. Ganz ehrlich, ich find’s inzwischen echt ganz gut, so ‘nen Berg vor der Nase zu haben. 

Wie würdet ihr die Ausbildung bei uns in nur 3 Worten beschreiben? 

Vielseitig. Bereichernd. Positiv.

Wir bedanken uns bei Lennart für das Interview und die Leistungsbereitschaft in den vergangenen 12 Monate bei uns. Wir wünschen dir alles Gute für deine Zukunft und erinnern uns gerne zurück. 

Auf ein baldiges Wiedersehen!